18 Weggewischt?! (von Elias Sasek, 30 J.) Die vergangene Zeit erhalte ich vermehrt Zusendungen von Menschen, die unsere Lebensvision nicht verstehen und gegen meinen Vater oder das Mitarbeiter-Team hetzen. So in der Art: Als Kind sei ich dem Kontrollsystem noch schutzlos ausgeliefert gewesen, jetzt als Erwachsener könne ich doch die Augen aufmachen und dem sektiererisch-ausbeutenden System entfliehen. Diese Menschen meinen es bestimmt nur gut, haben aber leider durch die einseitige Internet- und Medienhetze den Bezug zur Realität verloren. Mein ehrenamtlich-vollzeitlicher Dienst ist mit vielen Preisen und Entbehrungen verbunden, die ich bis zum heutigen Tag freiwillig und mit Freude investiere. Das ist aber nichts Sektiererisches. Denn wer aussergewöhnliche Ziele erreichen möchte, investiert aussergewöhnlich viel Zeit und verzichtet auf Vieles. Das ist im Profi-Fussball, beim Bergsteigen, im Studium oder selbst beim semi-professionellen Dorf-Chor das Normalste der Welt. Dennoch frage ich mich auch manchmal, wie man wohl seine paar Stündchen am Tag am sinnvollsten einsetzen kann … Dann sehe ich meine zwei kleinen Töchter, wie sie auf dem Töpfchen sitzen und frage mich: In was für einer Welt möchte ich diese zwei kostbaren Kinder aufwachsen sehen? Dass sich hier unten etwas ändern muss, wird einem allerorts bewusst. Zum Beispiel im Kinder-Restaurant: Wir waren gefühlt die Einzigen, die ihrem Kleinkind nicht ein Handy oder Tablet vor die Nase setzten. Ausser dem Geräuschpegel der YouTubeVideos war es schön still im Saal. Kein Kind schrie. Alle Kids waren damit beschäftigt, in die Technik zu glotzen und nebenbei den Babybrei zu schlürfen. Doch die Scheinruhe war trügerisch. Vor dem Restaurant ging dann das Geschrei und Gequengel los, als die Eltern wieder selber an den Handys wischen wollten. Dann geht’s weiter … Die Jugend hängt auf TikTok ab. Alles muss schneller gehen und instant verfügbar sein. Damit ein Video viral geht, müssen die ersten Millisekunden direkt fesseln, sonst ist man schon weggewischt. Je sinnloser der Clip, desto erfolgreicher – je dümmer desto nachahmenswerter. Die grössten Vorbilder der Jugend sind Influencer, die Streiche spielen oder Grimassen schneiden. Kein Wunder, wächst so eine Generation heran, die alles mit sich machen lässt und nichts mehr hinterfragt. Man ist gewohnt zu schlucken und zu wischen.
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